Klimaschutz
Symbolbild: Tamara – stock.adobe.com

Im September 2022 führte die Stiftung Gesundheit im Auftrag des Centre for Planetary Health Policy (CPHP) eine repräsentative Umfrage zum Stand der Transformation zu einem klimaneutralen und klimaresilienten Gesundheitswesen durch. Die Ergebnisse zeigen: Die befragten Ärztinnen, Ärzte und Führungskräfte haben ein hohes Bewusstsein für Klimaschutz, doch es mangelt an der Umsetzung.

Der neue Bericht des Lancet Countdown on Health and Climate Change 2022 verdeutlicht, dass die Klimakrise eine existenzielle Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellt. Gesundheitssysteme müssen sich auf die zukünftigen Herausforderungen wie Extremwetterereignisse vorbereiten und gleichzeitig ressourcenschonender werden. Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 (COP 26) bekannte sich Deutschland dazu im Gesundheitssektor Treibhausgasemissionen zu reduzieren, allerdings nicht zur Klimaneutralität dieses Sektors. Die Beschlüsse der derzeit laufenden UN-Klimakonferenz in Scharm-el-Schaich (COP 27) sind somit auch für die öffentliche Gesundheit und die Transformation der Gesundheitssysteme hoch relevant.

In Deutschland fehlt es bislang an einer nationalen Klimastrategie für das Gesundheitswesen. Doch die Umfrage der Stiftung Gesundheit im Auftrag des CPHP zeigt, dass die Relevanz und die Dringlichkeit der Thematik vielen Entscheidungstragenden im Gesundheitssektor bewusst sind. Befragt wurden Führungskräfte, Fachärztinnen und Fachkräfte zu ihrer persönlichen Einstellung und der Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen sowie zu Barrieren bei deren Implementation.

„Die aktuell umgesetzten Maßnahmen für Klimaschutz in medizinischen Einrichtungen sind bei weitem nicht ausreichend, um der Klimakrise entgegen zu wirken“, sagt Christoph Dippe, CEO der Stiftung Gesundheit. „Dabei ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei den Führungskräften und in der Ärzteschaft vorhanden. Sie brauchen jetzt Unterstützung, etwa durch Aus- und Fortbildungen zum Thema.“

Die Ergebnisse im Überblick

  • Die große Mehrheit der befragten Ärztinnen, Ärzte und Führungskräfte (80-90%) ist sich bewusst, dass Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise in Gesundheitseinrichtungen ergriffen werden müssen, allerdings fühlt sich nur eine Minderheit in ihren Bemühungen von Kolleginnen und Kollegen unterstützt (20%).
  • Daneben fehlt es an fachspezifischem Wissen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie klarer Verantwortlichkeit auf Führungsebene. Fast die Hälfte der Führungskräfte (45%) wusste nicht, ob Emissionen ihrer Einrichtungen erfasst werden. Auch im Hinblick auf Klimaanpassungsstrategien besteht große Unkenntnis. So wusste fast ein Viertel der Klinik- und MVZ-Leitungen nicht, ob eine Gefährdungsanalyse der Einrichtung durchgeführt wurde (31%) oder ob ein Hitzeaktionsplan im Einsatz ist (26%).
  • Ein häufig identifiziertes Hindernis ist die fehlende Verantwortlichkeit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Einrichtungen. Die Hälfte der teilnehmenden Führungskräfte (53%) und fast Dreiviertel (74%) der Ärztinnen und Ärzte gaben an, dass hierfür keine Person dezidiert zuständig ist. Für die Mehrheit der Befragten (56%) stellte diese Lücke eine Barriere bei der Umsetzung von Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen dar.
  • Weiterhin gaben zwei Drittel (69%) der Klinikleitungen an, dass noch keine konkreten Strategien zur Umsetzung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit in ihren Einrichtungen definiert wurden.

Auch die ökologische Dimension des Themas Überversorgung spielt eine wichtige Rolle. „Knapp neun von zehn Ärztinnen und Ärzten stimmen zu, dass die Vermeidung nicht notwendiger Therapien personelle und ökologische Ressourcen schonen würden. Dieses Potenzial gilt es zu heben“, sagt Prof. Dr. med. Kai Kolpatzik, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Gesundheit. „Die Vermeidung von Über- und Fehlversorgung in Deutschland muss deshalb zentraler Ansatzpunkt im Gesundheitswesen zur Bewältigung der Klimakrise werden.“

Weitere Informationen: Baltruks D., Mezger N.C.S., Schulz C.M., Voss M. (2022). Umsetzungsbereitschaft unter Ärzt:innen und Führungskräften für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen braucht Unterstützung. Berlin.

Quellen: Stiftung Gesundheit, Centre for Planetary Health Policy (CPHP)

Quellen: Stiftung Gesundheit, Centre for Planetary Health Policy (CPHP)